22. Nov
2024
18:00
Ausstellung mit:
Frieder Haller
Catherina Cramer & Giulietta Ockenfuß
Jorge Loureiro
Paul Maciejowski
Matt Mullican & Lawrence Weiner
Joseph Sappler
Viktoria Wehrmeister
mit Filmen von Max und Dave Fleischer
Öffnungszeiten: Mo.–Do. 10–17 Uhr und nach Vereinbarung via Mail an wagner@filmwerkstatt-duesseldorf.de
Comic Relief bezeichnet eine rhetorische Figur, ein Element oder eine Szene, die eine humoreske Erholung in eine ansons- ten ernste, spannungsreiche oder tragische Handlung bringt. Der Begriff stammt aus der englischen Renaissanceliteratur und beschreibt dort die gezielte Nutzung komischer Einlagen, um die emotionale Intensität einer Geschichte zu unterbre- chen und dem Publikum eine Atempause zu verschaffen, die der Reflexion oder auch nur der Erholung dienen kann. So ist dem Comic Relief ein Moment der Befreiung eingeschrieben: Es hat eine Pausenfunktion und dient als Distanzmedium, durch das es möglich wird, einen Schritt zurückzutreten, um Abstand und Zeit zu gewinnen, ohne die Geschichte zu ver- lassen.
Angewandt auf die aktuelle Akkumulation von Krisen, untersucht die Ausstellung Figuren des Comic Relief in Film und Kunst, stellt die Frage nach ihrem produktiven Potential und sucht nach künstlerischen Strategien, die einen kritischen aber dennoch gut gelaunten Umgang mit der eigenen Gegenwart erlauben, jenseits von Depression und Eskapismus.
Ausgangspunkte waren des Weiteren die Animationsfilme der Brüder Max und Dave Fleischer und das 2015 erschienene Buch Our Aesthetic Categories – Zany (überdreht), Cute (niedlich), Interesting (interessant) der US-amerikanischen Lite- raturwissenschaftlerin Sianne Ngai. Hier entwirft sie eine Theorie der „kleinen“ ästhetischen Kategorien, für die hyperkom- merzialisierte, massenmedial vermittelte Gesellschaft des Spätkapitalismus und zeigt, wie sich mit ihnen unser Handeln und Denken heute verstehen lassen. Zaniness und Cuteness sind wiederum zentrale Motive in den Filmen der Fleischerbrüder, die sich dort in den Figuren Koko the Clown und seinem namenlosen Hund sowie in dem Comic-Charakter Betty Boop wiederfinden lassen.
Catherina Cramer (*1988, NRW, Deutschland) lebt und arbeitet in Berlin. Sie studierte Bildende Kunst an der Kunstaka- demie Münster und Düsseldorf und wurde 2019 von Dominique Gonzalez Foerster zur Meisterschülerin ernannt. Neben dem Filmemachen umfasst ihre Praxis: Performance, Skulptur und Environments. Ihre Arbeiten sind in der Sammlung des Kunsthaus-NRW Kornelimünster, Aachen, und der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf vertreten. Zuletzt waren Ihre Arbeiten in der Einzelausstellung The Long Goodbye im Josef Albers Museum Quadrat, Bottrop zu sehen.
Frieder Haller (*1987 in Freiburg im Breisgau) lebt und arbeitet in Köln.
Seine Praxis kreist um die Strukturen und Dynamiken zwischenmenschlicher Beziehungen und beschäftigt sich mit den sozialen Narrativen einer (post-)modernen Gesellschaft und deren habituellen Eigenschaften und damit einhergehenden Privilegien. In 2023 finalisierte er seine Filmtrilogie ‚Good times, bad timing‘, welche er erstmals im Gesamten in seiner Einzelausstellung im Kunstverein Harburger Bahnhof in Hamburg gezeigt hat. Von 2017 bis 2019 war er Teilnehmer des Residency-Programms De Ateliers. Zuvor studierte er Philosophie an der Universität Leipzig und Fotografie an der Folk- wang Universität der Künste Essen. Seine Arbeiten wurden in Ausstellungen unter anderem in der Vleeshal, Middleburg, im Dortmunder Kunstverein, bei Container, NYC, Shanaynay, Paris, im Times Museum, Guangzhou und bei Scherben, Berlin gezeigt.
Giulietta Ockenfuß (*1986, Frankfurt am Main) lebt und arbeitet in Frankfurt. Sie studierte Bildende Kunst an der Kunst- akademie Düsseldorf bei Prof. Tal R und Prof. Rita McBride und schloss 2010 als Meisterschülerin ab. Ihre Werke wurden u.a. in der Robert Grunenberg Gallery, Berlin, und der Julia Stoschek Collection, Düsseldorf, ausgestellt.
Jorge Loureiro (*1991, Porto Alegre, Brazil) Praxis umfasst die bildende Kunst und den Dokumentarfilm. Seinen Ab- schluss machte er 2022 als Meisterschüler von Christopher Williams an der Kunstakademie Düsseldorf. Loureiro be- schäftigt sich mit den historischen und politischen Konventionen der Bildproduktion, die er mit Überlegungen zum pä- dagogischen Denken und zur Rezeptionsästhetik in Verbindung bringt. Seine Arbeiten wurden u.a. im ZKM Karlsruhe, im Goethe-Institut Peking, im MAM Rio und im HKW Berlin, beim Kasseler Dokfest und anderen Kulturinstitutionen und Kinematheken gezeigt. In Zusammenarbeit mit der Filmwerkstatt Düsseldorf konzipierte er 2022 ein Filmprogramm, das Werke des brasilianischen Filmemachers Ozualdo Candeias erstmals nach Deutschland brachte.
Paul Maciejowski (*1980 in Berlin) lebt und arbeitet in Düsseldorf und Kiew. Er studierte an der Kunstakademie Düssel- dorf bei Jörg Immendorff und Peter Doig. Seine Werke wurden international in Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, u.a. im Institute for Automation, Kiew (2023); Maison Contemporaire, Paris (2020) und Salon International du Dessin Con- temporain, Marseille (2019). Im Jahr 2023 initiierte er das Residenzprojekt Ich komme und sehe in Kiew.
Matt Mullican studierte am CalArts in Los Angeles und gilt als Mitglied der Pictures Generation. In den frühen Seine Ar- beiten wurden in zahlreichen institutionellen Ausstellungen und Retrospektiven, unter anderem im MACS – Musée des Arts Contemporains, Grand-Hornu, Belgien (2020), Kunstmuseum Winterthur (2016); Camden Arts Centre, London (2016); Museo Tamayo, Mexico City (2013); Haus der Kunst, München (2011); Museum Ludwig, Köln (2005); Neue Nationalgale- rie, Berlin (1997) und vielen weiteren gezeigt.
Lawrence Weiner (1942-2021) wurde in New York, NY, USA, geboren, wo er die meiste Zeit seines Lebens lebte und arbeitete. Einzelausstellungen fanden statt im Holstebro Kunstmuseum (2021), Museo Nivola, Orani (2019), Pérez Art Museum, Miami (2017); Milwaukee Art Museum (2017), Kunsthaus Bregenz (2016); Stedelijk Museum, Amsterdam (1988, 2014); Museu d‘Art Contemporani de Barcelona, Spanien (2013), Haus der Kunst, München (2007) und vielen weiteren.
Joseph Sappler (*1965 in Tübingen) studierte an der Kunstakademie Stuttgart, Städelschule Frankfurt und an der Kunst- akademie Düsseldorf, wo er als Meisterschüler von Gerhard Richter sein Studium abschloss. Seine Malereien wurden
u.a. in d – polytop Kunsthalle Düsseldorf (2019); Translokale – Abschied der Objekte, Düsseldorf (2018); Art & Economy, Deichtorhallen Hamburg (2002); Brushholder Value, Westfälischen Kunstverein Münster (1998); der Galerie Anwander, Köln mit G. Reski, D. Schmidt (1994) und im Kunstmuseum Malmö (1992) gezeigt.
Viktoria Wehrmeister (*1968 in Mexico City) studierte an der UCLA Los Angeles und an der Kunstakademie Düsseldorf, wo sie 1996 als Meisterschülerin von Prof. Irmin Kamp ihr Studium abschloss. Neben der Kunst machte sie mehr und mehr Musik, seit 2016 spielt und produziert sie ihr Soloprojekt DECHA mit Auftritten u.a. auf dem Mutant Radio Festival, Tiflis (2024), Kunstverein Bielefeld (2024), Féstival de Sévelin, Lausanne (2023), Malmöfestivalen, Malmö (2023), le petit bain, Paris (2023), L ́émbobineuse, Marseille (2023), punctum, Prag (2022), Ludwig Forum Aachen, Aachen (2022), Lafa- yette Anticipations, Paris (2021), Public Records, Brooklyn N.Y. (2019).
Max (1883–1972) und Dave Fleischer (1894–1979) waren Pioniere des US-amerikanischen Zeichentrickfilms der 1920er und 1930er Jahre. 1887 emigrierten die Eltern nach New York, wo Max Fleischer Kurse in Kunst und Gestaltung bei der Art Students League, an der Cooper Union und an der Mechanics and Tradesmen’s School besuchte. 1921 gründete er mit seinem Bruder die Fleischer Studios, die durch innovative Techniken wie die Rotoskopie und die Mischung von Real- und Animationsfilm bekannt wurden, sowie durch eine Ästhetik, die immer wieder ins albtraumhafte und absurde abdrif- tet. Zu ihren berühmtesten Kreationen gehören Betty Boop, ein Symbol des „Flapper“-Zeitalters der 1930er Jahre, sowie Popeye und Koko the Clown. Bereits 1924 produzierten Max und Dave Fleischer als erste Filmschaffende synchronisierte Trickfilme mit Ton und kamen damit Disney um vier Jahre zuvor, da dieser erst 1928 mit Mickey Mouse in Steamboat Willie nachziehen konnte.